ANALYSE MARKTEFFEKTE
„Seasonal anomalies“ (2011) von Constantine Dzhabarov,
Alpha Lake Financial Analytics und William T. Ziemba, University
of British Columbia.
Das Paper von Constantine Dzhabarov und William T. Ziemba
betrachtet verschiedene saisonale Effekte und untersucht sie auf
Profitabilität. Dabei beziehen die Forscher auch Research des
Stock Trader's Almanac von Yale Hirsch ein. Die Autoren betonen,
dass Saisonalitäten am Aktienmarkt schon lange untersucht und
genutzt werden, obwohl ein Großteil der akademischen Forschung von
der Theorie effizienter Märkte dominiert wird, die solch einfache
Effekte überaus kritisch sieht.
Es werden verschiedene Saisonalitäten betrachtet und untersucht,
von denen an dieser Stelle die wichtigsten vier herausgegriffen
sind:
- Januareffekt bei Small Caps: Aktien mit niedriger
Marktkapitalisierung neigen dazu, im Januar besser zu performen
als Aktien mit hoher Marktkapitalisierung. Früheres Research für
den Zeitraum von 1926 bis 1995 zeigte dies eindrucksvoll.
Allerdings stellen die Autoren in eigenen Untersuchungen fest,
dass der Effekt im anschließenden Zeitraum bis zum Jahr 2010
nicht funktionierte. Eine Alternative ist die Umsetzung mit
entsprechenden Futures statt Einzelaktien, um Kosten zu sparen
und so früher die Gewinnschwelle zu erreichen.
- Januarbarometer für das Gesamtjahr: Dieser zuerst von Yale
Hirsch dokumentierte Effekt beschreibt die Tendenz, dass
positive (negative) Renditen im Januar auch mit positiven
(negativen) Renditen in den übrigen elf Monaten des Jahres
zusammenhängen. Für den Zeitraum von 1940 bis 2010 können die
Autoren den Effekt nachweisen. Demnach folgten auf einen
positiven (negativen) Januar in 86,4 Prozent (48,1 Prozent) der
Fälle positive (negative) Renditen im Rest des Jahres. Da es im
Vergleich dazu in 70,4 Prozent aller Jahre aufwärts ging, stellt
das Januarbarometer insgesamt eine nützliche Saisonalität dar.
- Sell in May and Go Away: Diese Strategie, die auch als
Halloween-Effekt bekannt ist, zielt darauf ab, die historisch
eher schwachen Monate September und Oktober zu meiden und von
den eher starken Monaten November bis Februar zu profitieren.
Entsprechend können beispielsweise am 1. Mai Aktien verkauft und
am sechsten Handelstag vor dem Ende des Oktobers zurückgekauft
werden. Die Autoren untersuchen dies für den Zeitraum 1993 bis
2010 und können eine bessere Rendite als bei Buy and Hold
nachweisen. Auch andere Studien kommen zu positiven Ergebnissen
und bestätigen den Effekt auf vielen internationalen Märkten.
- Turn of the Month: Aus Langzeitstudien ist bekannt, dass die
Renditen um sowie nach dem Monatswechsel in der Vergangenheit
überdurchschnittlich hoch sind. Das entsprechende Zeitfenster
erstreckt sich in den meisten Untersuchungen vom letzten Tag des
alten bis zum dritten oder vierten Tag des neuen Monats. In den
Untersuchungen der Autoren im Zeitraum von 1993 bis 2010 war der
Effekt ebenfalls nachweisbar. Allerdings ist hier eine gewisse
Antizipation durch die Marktteilnehmer erkennbar, die das
Zeitfenster nach vorn auf die letzten fünf Tage des alten und
die ersten zwei Tage des neuen Monats rücken lässt.
Neben diesen vier Saisonalitäten betrachtet das umfangreiche
Paper verschiedene Feiertagseffekte, den Präsidentschaftszyklus
sowie die Übernachtrenditen. Der praktischen Erfahrung der
Forscher seit 1982 zufolge funktionieren saisonale Effekt an den
Märkten vor allem in einem „normalen“ Marktumfeld mit nicht zu
hoher Volatilität besonders gut.
Fazit
Insgesamt sind die bekannten saisonale Effekte nach wie vor
gegeben. Allerdings ist zu beobachten, dass sich einzelne
Anomalien im Zeitablauf verändern bzw. verschieben können.